Wunderfrage: lösungsfokussierte Kurzzeittherapie, systemische Therapie

Die Wunderfrage wurde berühmt durch die Therapeuten Steve de Shazer und Insoo Kim Berg. Mit der Wunderfrage können Klienten schnell aus einer Problemsicht in eine Lösungssicht gelangen. Sie stellen sich ihren Alltag vor, wie er nach der erfolgreichen Therapiesitzung aussehen könnte.

Beispiel für die Wunderfrage

Die Wunderfrage besteht aus mehreren Teilen. Viele Klienten erleben und beschreiben sich als ohnmächtig und in einer ausweglosen Situation.

„Ich weiß nicht, was ich tun soll.“

Diesen Menschen hilft es, eine höhere Macht einzuführen und ein Wunder zu postulieren. Lösungsorientiert zu arbeiten heißt: die Umgebung der Lösung gestalten und von dieser auf die Lösungsschritte zu schließen.

Was wäre, wenn … angenommen, Ihr Problem würde in der kommenden Nacht durch ein Wunder verschwinden …

Mit dieser Fragetechnik wecken Therapeuten die bereits schlummernden Lösungsideen in den Menschen, die in die Beratung kommen:

  • Angenommen, es würde in der kommenden Nacht ein Wunder geschehen. Am kommenden Morgen wäre Ihr Problem gelöst oder verschwunden:
  • Woran würden Sie dieses Wunder zuerst bemerken?
  • Wer außer Ihnen würde erkennen, dass dieses Wunder geschehen und Ihr Problem verschwunden ist?

In diesem Fragestil können Therapeuten ein auf den Klienten und sein geschildertes Problem angepasstes Interview gestalten.

Wo wird die Wunderfrage verwendet?

Die Wunderfrage kommt vor allem in der Systemischen Therapie und in der Hypnotherapie zum Einsatz, konkret: in der lösungsorientierten Kurzzeittherapie.

 

Was ist die lösungsfokussierte Kurztherapie (Solution-focused brief therapy)?

Die lösungsfokussierte Kurztherapie ist ein radikal auf die Lösung eines Problems gerichtetes Interventionskonzept. Probleme gibt es hier genau genommen nicht. Es ist keine eigenständige Form von Psychotherapie. Die lösungsfokussierte Kurztherapie kann als Intervention innerhalb einer lösungsorientierten Kurzzeittherapie eingesetzt werden.

Lösungsfokussierung stellt die Existenz von Problemen infrage

Steve de Shazer sagte hierzu (Zitat Dr. Gunther Schmidt): Problem talk leads to problems – solution talk leads to solutions.

Eine Kritik an der radikal lösungsfokussierten Kurztherapie besteht darin, dass die Lösungsversuche von Menschen nicht gewürdigt werden. Auch Bindungen und Loyalitäten werden in einem radikal nur auf die Lösung fokussierten Ansatz kaum oder nicht berücksichtigt.

Für Klienten kann dies einen Mangel an Wertschätzung für den Aufwand bedeuten, den sie bislang für erfolglose Lösungsversuche unternommen hatten.

Was ist die lösungsorientierte Kurzzeittherapie (Solution-oriented brief therapy)?

Zur lösungsorientierten Kurzzeittherapie zählt ein differenzierter Blick sowohl auf mögliche Lösungen als auch auf die Frage nach der Funktion eines Problems.

„Die Probleme heute beruhen auf den Lösungen von gestern“

Peter M. Senge,  The Fifth Discipline: The Art and Practice of the Learning Organization, New York; Die fünfte Disziplin. Kunst und Praxis der lernenden Organisation

Lösungsorientierung akzeptiert die Existenz von Problemen

In seinem Buch „Probleme sind Lösungen“ brachte es Klaus Mücke auf den Punkt:

  • Um etwas zu verändern, sollten die Vorteile der Nicht-Veränderung klar sein und auch die Nachteile der Veränderung.
  • Entscheidend ist die Frage nach den Auswirkungen des Problemverhaltens und auch des Lösungsverhaltens
  • Veränderungen sollten sich lohnen

Lösungsorientierung bezieht sich auf die grundsätzliche Haltung eines Beraters bzw. Therapeuten. Anders als in der Psychoanalyse, in der die Entstehung von Problemen und Zwängen im Mittelpunkt  steht, richtet sich die lösungsorientierte Therapie auf konstruktive (und konstruktivistische) Ansätze für den Umgang mit Veränderungen.

 

Vorteile der Wunderfrage

  • Die Wunderfrage kann Veränderungsprozesse deutlich verkürzen. 
  • Menschen mit Problemen können schnell in einen kreativen Lösungsmodus kommen.
  • Die Komplexität eines Problems kann sichtbar werden – Komplexitätsreduktion ist nicht immer das Mittel der Wahl
  • Das Gefühl der Selbstwirksamkeit nimmt zu, weil der Klient in der Hypothese ohne die Frage nach der Machbarkeit bestimmte Veränderungen als bereits gegeben anerkennt

Begriffserklärung systemisch

Der Begriff systemisch hat seinen Ursprung in den Systemwissenschaften (Allgemeine Systemtheorie, Kommunikationstheorie, Informationstheorie, Spieltheorie und Kybernetik).